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SELBSTVERSTÄNDNIS

NENNT ES NICHT NEWSROOM!

Die Masse an Kanälen verleitet dazu, permanent zu senden. Für die Kommunikation kann das zur Falle werden.

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Nachts kann man es am besten sehen. Im Dunkeln wird der Beweis erbracht, dass alles auf der Welt knapp ist. Selbst guter Content. Schon mal nachts ferngesehen? Es wird gesendet, obwohl es nichts zu senden gibt. Serien in Dauerschleife, dümmliche Spiele, abgehangene Film-Schinken. Die Sender müssen das machen. Schließlich: Die anderen Sender machen es ja auch. Motto: Besser irgendwas senden als gar nichts.

Das Fernsehen in der Nacht sollte allen Content-Schaffenden in den Unternehmens-Newsrooms und Agenturen ein mahnendes Beispiel sein: Wo Masse zum Maßstab wird, leidet die Qualität.

Newsrooms sind per se eine gute Idee. Hier versammeln sich Profis, um Nachrichten und Meinungsbildung rund um ihr Unternehmen und ihre Branche zu bewerten und dann Inhalte für all ihre Unternehmensmedien zielgruppengerecht zu produzieren und zu vertreiben. Das ist vom Ansatz her genau richtig – solange sich der Newsroom nicht wörtlich nimmt und zur Geisel der eigenen Kanäle macht. Denn das ist die Falle. Wer reintappt, macht schnell die Erfahrung: Geschwindigkeit schlägt Substanz.

 

Substanz statt Echtzeit

Kann das der Weg für Unternehmen sein? Senden, bis der Arzt kommt? Warum reden so viele von Content Marketing, kümmern sich aber so sehr ums Marketing und so wenig um den Content? Längst ist zu beobachten, dass über den kurzfristigen Hype, die eigenen Kanäle ständig zu befüllen, der Blick auf relevante Inhalte und eine langfristige Ausrichtung der Kommunikation verloren geht.

 

Vielleicht liegt einer der Gründe dafür in einem Geburtsfehler der Newsrooms: Man hätte sie anders nennen sollen. Nicht „Newsroom“ in Anlehnung und in Vorstellung einer agilen, immer wachen, echtzeitverpflichtenden Zeitungsredaktion. Das kann nicht das Ideal einer Unternehmenskommunikation sein. Ihr muss es ja gerade darum gehen, Halb-Fakten, vorschnellen Urteilen, provokanten Bildern, Gerüchten, kurzgesprungener Analyse und Verballhornung mit substanziellen Inhalten zu begegnen. Content Center – wenn es denn Englisch sein soll – wäre ein besserer Name.

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